Habeck muss nur das tun, um Hass auf Twitter zu minimieren

Tut mir leid für den Clickbait, dafür verrate ich es gleich: Seinen gerade eben wieder eröffneten Twitter-Account löschen. Oder zumindest die Kommentarspalten schließen oder moderieren und auch auf Alternativen posten. Warte, klick bitte noch nicht weg: Denn insbesondere, wenn du nicht meiner Meinung bist, würde ich mich freuen, wenn du diesen Artikel liest und meine Gründe, warum. Darum habe ich zum kruden Mittel des Clickbaits gegriffen. Denn auch wenn ich dich nicht überzeugen sollte, Twitter zu löschen, wenn du es hast – und auch ziemlich sicher nicht Herr Habeck oder irgendeinen anderen Politiker, seien es Scholz, Söder oder Merz – ist es wichtig, dass uns allen bewusst ist, dass Twitter keine normale Social-Media-Plattform mehr ist. Und man sie wenigstens anders behandeln muss. Danke für deine Offenheit! Legen wir los:

Ich weiß, aus irgendeinem Grund behandeln die großen Medien- und Politik-Accounts Twitter immer noch so, als ob es eben eine normale Kommunikationsplattform wäre, die sich eben für die Polit-Blase eignet, weil die dort eben anzufinden sind. Und sie denken vielleicht: ja, klar, übereifrige Moralapostel warnen davor, aber (jede Menge berechtigte) Kritik gibt es an allen Plattformen – Facebook, TikTok und so weiter. Und nicht nutzen ist auch keine Option, denn so schließt man sich einfach nur selbst vom relevantesten Diskurs unserer Zeit aus.

Ich weiß, aber das sehen wir bei Volksverpetzer ja auch so. Wir sind auch auf Facebook, TikTok – und sogar Twitter aus diesem Grund. Das ist auch eine für uns extrem schwierige Entscheidung. Weil man “Orte[n] wie diesen den Schreihälsen und Populisten” nicht überlassen sollte, wie Habeck es auf Twitter schrieb. Das stimmt auch, dass wir das verstehen, sieht man auch darin, dass wir selbst noch da sind. Aus diesem Grund nutzen wir auch bewusst Methoden wie derartiges Clickbait übrigens. Das ist von mir hier keine Gutmenschen-“Buhu ich mag die aber nicht”-Warnung. Twitter ist keine “nur” problematische Social-Media-Plattform mehr. Twitter ist eine riesige Gefahr. Und wir alle – von großen Medien zu Spitzenpolitikern – sollten sie ganz ganz dringend aufhören, zu nutzen.

Aber ich weiß auch, dass – selbst wenn sie diesen Artikel lesen sollten – die wenigsten auf mich hören werden. Dass sich wohl kaum jemand trauen wird, als erster zu gehen und damit die Sichtbarkeit opfern. Ich konnte ja nicht mal mich selbst überzeugen bisher! Ich bitte dennoch darum, mich ernst zu nehmen. Das sollte dir vielleicht ein Indiz geben, dass ich hier pragmatisch argumentiere. Ich schreibe den Text dennoch, weil es in Angesicht der Tatsache, dass die meisten wichtigen Accounts wie die von Robert Habeck ihre Accounts nicht löschen werden, extrem wichtig ist, dass wir dafür einige andere Dinge beachten und umsetzen. Dinge, die wir bei Volksverpetzer auch tun, als Kompromiss. Bevor ich darauf eingehe, möchte ich aber noch mal detaillierter klarstellen, wie gefährlich Twitter wirklich ist und worum es hier geht.

Das wird jetzt eine Seite, die direkt im Dienste einer rechtsextremen Regierung steht und von einem skrupellosen Chef einer Bundesbehörde geleitet wird, der Antisemit, Verschwörungsideologe und Demokratiefeind ist. Twitter ist als Seite jetzt in etwa so “neutral” wie Russia Today. Niemand würde auf Trumps “Truth Social” gehen, um dort den “Schreihälsen und Populisten” das Feld streitig zu machen. Als würde man im Casino spielen, um das Haus zu schlagen. Die Rechtsextremen sind nicht nur auf dieser Plattform. Sie gehört ihnen. Sie legen die Regeln fest und sie haben gegen uns manipuliert.

Elon Musk hat sich buchstäblich mit Millionen Dollar und wertvoller Propaganda – er hat gezielt Lügen über die Demokraten verbreitet – besonders über Twitter eine ganze eigene Behörde in Trumps neuer Regierung gekauft. Eine bisher nicht existente Behörde, die Musk aber willkürlich schon auf Twitter als solche verifiziert hat. Musk, dessen Firmen buchstäblich Milliarden an Subventionen von der US-Regierung bekommen. Ignorieren wir an dieser Stelle mal die massiven Interessenskonflikte, insbesondere, da er dafür verantwortlich sein wird, Regierungsausgaben zu kürzen. Dass hier korrupte Milliardäre sich Zugang zur Regierung kaufen, um sich auf Kosten der Bevölkerung zu bereichern, ist aber bei Trump längst klar.

Aber Elon Musk ist kein schrulliger Milliardär, mit paar problematischen Aussagen. Er ist Antisemit, rechtsextremer Verschwörungsideologe und Lügner. Das sollte keine kontroverse Feststellung sein, sondern offensichtlich, aber wir leben in irren Zeiten. Der Kaiser ist nackt. Aber falls mir jemand nicht glaubt, die Liste ist lang.

Der rechtsradikale Verschwörungsideologe und Milliardär Elon Musk ist bekannt dafür, gegen Fakten und Wissenschaft zu wettern und gerne mal Neonazi-Mythen auf seiner Plattform Twitter zuzustimmen. Er sorgt auch dafür, dass Rassisten und Antisemiten ihren Hass und Lügen weitgehend ohne Konsequenzen auf seiner Plattform verbreiten können.

Elon Musk pusht regelmäßig antisemitische Verschwörungsmythen und auch indirekt breitet sich Antisemitismus auf Twitter massiv aus. Im Januar 2023 forderten über 100 jüdische Organisationen Musk in einem offenen Brief zu mehr Engagement gegen Antisemitismus auf Twitter auf. Antisemitische und rassistische Tweets stiegen nach der Übernahme durch Musk sprunghaft an; schon in den ersten 24 Stunden nach dem Kauf hatten „über 1200 Tweets und Retweets“ Antisemitismus verbreitet, so die Anti-Defamation League. Seitdem haben mehrere Organisationen wie das Institute für Stategic Dialogue (ISD), das Center for Countering Digital Hate (CCDH) als auch die ADL teils wiederholt berichtet, dass die Plattform zu wenig gegen Hatespeech sowie antisemitische und rassistische Inhalte unternimmt.

Eine Studie zeigt, dass Twitter unter Musk hart nach rechts gekippt ist, Neonazi-Inhalte mit blauen Haken genießen massive Reichweiten-Schübe. Und schon vor Musk zeigte eine Studie, dass sich Fakes dort schneller verbreiten als Fakten. 38 % der meistgeteilten Posts zu einem Putschversuch von bewaffneten Rechtsextremen – AfD ist da natürlich nicht weit – beinhalteten Falschinformationen oder bewusste Verharmlosung. Nur eine kleine Gruppe an Accounts war für die meiste Desinformation zur US-Wahl 2020 verantwortlich. Unter Musk kriegen sie Bevorzugung. Elon Musk warf Twitter einst vor, die politischen Debatten zu beeinflussen. Jetzt macht er genau das.

Experten sprechen sogar davon, dass Twitter inzwischen wesentlich schlechter mit Fake News umgeht als Telegram. Das soll was heißen. Musk schrieb auf Twitter, George Soros, ein in Ungarn geborener Milliardär jüdischer Abstammung, der vor allem progressive Unternehmungen unterstützt, erinnere ihn an „Magneto“, einen Comic-Bösewicht. Als sei seine antisemitische Dog Whistle nicht schon deutlich genug, legte Musk in einem weiteren Tweet nach und antwortete auf einen Einwand bezüglich seines Magneto-Vergleichs: „Du gehst davon aus, dass es sich hier um gute Absichten handelt. Das ist nicht der Fall. Er will die Struktur der Zivilisation aushöhlen. Soros hasst die Menschheit.“ Ah, böse, jüdische Milliardäre, alles klar.

Am Mittwoch, dem 15. November 2023 bekundete Elon Musk seine Zustimmung zu einem Tweet, in dem eine antisemitische sowie rassistische Verschwörungserzählung verbreitet wird. Musk wurde dafür teilweise noch am selben Tag von zahlreichen jüdischen Organisationen kritisiert.

Eine Distanzierung Musks zur sogenannten „Great Replacement“-Neonazi-Verschwörungserzählung, die er auch so verbreitete, blieb bislang aus. Seine Tweets dazu hat er bisher ebenfalls nicht gelöscht. Er entsperrte den Account des Antisemiten Nick Fuentes, des Antisemiten Kanye West, Einer derjenigen, der verdächtigt wird, den Journalisten Jamal Khashoggi ermordet zu haben, kriegt von Musk seinen Twitter-Account wieder. Mutmaßliche Journalisten-Mörder und Ex-bin Salman-Berater sind auf Twitter, neben Medien, deren Journalisten gerade von Blauhaken-Accounts bedroht werden?

Ein Bericht des CCDH stellte am 14. November fest, dass Twitter während des Kriegs zwischen Israel und der Hamas dabei versagte, 98 % von 200 für Hass und Extremismus gemeldeten Tweets zu löschen. Darunter antisemitische und muslimfeindliche Beiträge. Den gesamten Zeitablauf von antisemitischen Ausfällen Musks von 2018 bis Dezember 2023 – mit zahlreichen weiteren Vorkommnissen – kann man sich hier einsehen, die Gastautor Gunnar Haman damals für uns erstellte. Alles andere würde den Rahmen sprengen.

Unter den enthüllten Investoren, die seinen Twitter-Kauf möglich gemacht haben, befinden sich neben dem saudischen Königshaus und Venture-Kapital-Besitzer mit Sympathien für neofaschistische Ideen, auch Personen mit Kontakten zu russischen Oligarchen. Er soll im regulären Kontakt mit Putin in den letzten zwei Jahren gewesen sein, im vom FBI enthüllten, aus Russland bezahlten Propaganda-Netzwerk ist er verstrickt, er hat Gewalt und Unruhen wie in Großbritannien im Sommer 2024 durch das Verbreiten von Hass und Lügen mit angestachelt. Weil er ständig die extremsten Ideologen und Neonazis und deren Lügen direkt und indirekt weiter verbreitet. Hier antwortet er jeweils auf rechtsextreme Accounts und eine prorussische Website, gibt ihnen dadurch Zustimmung und Reichweite. Und fantasiert dabei ständig wie besessen von einem „Bürgerkrieg“.

Musk mischt sich jetzt schon auch in den deutschen Wahlkampf ein – nicht zum ersten Mal – und bezeichnete Scholz und Habeck auf Deutsch als “Narren”. Ein massives AI-Bot-Netzwerk (Ja, entgegen seiner Behauptungen wurde das Bot-Problem unter Musk viel schlimmer) soll Trump zum Wahlsieg verholfen haben. Der reichste Mann der Welt, ein zukünftiges Mitglied der US-Regierung, bekannter Lügner und Propagandist, der den deutschen Kanzler beleidigt. Aber wir nutzen weiter seine Plattform?

Kein Wunder, dass Werbetreibenden massiv von Twitter geflohen sind. Große Firmen gehen, weil sie Musk kein Geld mehr geben wollen, aber die Medien und Politiker bleiben? Jamie Lee Curtis und Don Lemon gehören zu einigen der Promis, die die Social-Media-Website vor kurzem verlassen haben. Der britische Guardian, der FC St. Pauli, Viele rufen dazu auf, Twitter zu verlassen. Haben wir auch schon gemacht. Aber Habeck macht seinen Account wieder neu auf?

Twitter war in Deutschland auch nie ein weit verbreitetes Medium. Eine Studie zeigt, dass drei Prozent die Plattform täglich nutzen – und die Zahlen sind rückläufig. Die Plattform und ihr Algorithmus sind jetzt von Kern auf dazu ausgelegt, eine politische Agenda zu pushen. Elon Musk pfuscht ständig an den Regeln und Einstellungen herum, dass alles in seinem Sinne verläuft. Er hat einmal seine Entwickler aus dem Bett geklingelt, damit sein Tweet zum Superbowl mehr Reichweite kriegt als der von Biden. Ob du willst oder nicht, dir werden Tweets von Musk und anderen Rechtsextremen angezeigt. Selbst wenn du sie blockst. Strukturell, personell und persönlich werden Rechte und Rechtsextreme bevorzugt, alle anderen verlieren massiv Reichweite und Follower. Die rechten Lügen bekommen extra Aufmerksamkeit, Fakten werden gedrosselt. Bots und autokratische Regime bestimmen von Beteiligungen bis hin zu Trends jede Debatte mit.

Aber wenn ich lesen will, was der Kanzler sagt, muss ich mich massiver Propaganda aussetzen, die mit Desinformation dazu bringen will, Trump, die AfD oder andere Rechtsextreme zu wählen?

2024 guckten die demokratischen Politiker dumm aus der Wäsche, als sie lernten, dass die AfD in Social Media viel erfolgreicher ist als sie und dass ihr das bei den Wahlen in diesem Jahr geholfen hat. Trump hat im Grunde genommen die zweite Wahl nur gewonnen, weil so viele auf Lügen im Netz hereingefallen sind. Wir verstehen langsam, dass Social Media nicht mehr nur eine Nebensache ist, und die Algorithmen nicht ein wenig unpraktisch. Sondern dass immer mehr Leute sich nur noch so informieren. Und immer weniger Ahnung von der Realität haben. Immer mehr Menschen radikalisieren sich. Musk hat sich damit sogar selbst radikalisiert. Da ist niemand immun.

Die Politik muss endlich jetzt aufwachen. Genau hier verlieren wir gerade den Kampf um unsere Demokratie. Das ist keine Nebensache. Das Problem betrifft alle Plattformen und wir brauchen dringend eine Lösung. Mehr Regulierung, dass geltendes Recht endlich auf Social Media umgesetzt wird, vielleicht eine öffentlich-rechtliche Social Media Plattform der EU? Aber uns muss allen klar sein, dass Twitter die schlimmste von allen ist. Und ausgerechnet da ist unser Kanzler oder Kanzlerkandidaten wie Habeck.

Aber wie gesagt. Ich weiß, dass niemand auf mich hören wird. Zumindest nicht genug Leute. Ich bin so realistisch. Für den Winter-Wahlkampf wird das sich niemand leisten. Habeck kam gerade “for good” zurück, der kann sich das jetzt nicht leisten. Und ich weiß, dass viele seine Fans dort das auch noch gut finden. Wie gesagt, wir sind auch noch da. Aber Habeck und die anderen können dann zumindest den Schaden minimieren, den sie dadurch anrichten. Es sind auch die Dinge, die Volksverpetzer macht.

Auch das ist unbeliebt, aber so unglaublich wichtig. Wenn wir von “Hass im Netz” und von Desinformation sprechen, sind das keine vagen, dunklen Orte auf den Plattformen. Das sind die Kommentarspalten der großen Accounts. Hier ist die gefährlichste Desinformation:

Das ist hier:

Wenn die extreme Rechte in ihren Filterblasen sich gegenseitig versichert, die absolute Wahrheit gepachtet zu haben, radikalisieren sie sich vielleicht gegenseitig. Aber sie indoktrinieren nicht noch weitere. Sie erreichen aber normale Menschen in der Kommentarspalte von Tagesschau, Habeck, Scholz & Co. Artikel werden zu großen Teilen gar nicht gelesen, Kommentare aber schon. Wer der Tagesschau folgt, einen informativen Artikel gar nicht liest, aber dann die Top-Kommentare, dei voller Lügen und Hass sind, ist am Ende dann schlechter informiert.

Die Top-Kommentare können oft mehr Reichweite und Einfluss haben als die Tweets selbst. Eine gut formulierte Antwort kann jegliche gute Arbeit aus dem Artikel nicht nur zunichte machen, sondern hilft sogar im Gegenteil dabei, Desinformation zu streuen. Die Tagesschau will informieren, aber wenn sie Propagandisten in ihrer Kommentarspalte freien Lauf lässt, ist sie einfach nur eine weitere Plattform für Desinformation. Ganz abgesehen davon, dass Trolle (und Bots, und russische Accounts usw) dazu führen, dass Diskussionen unmöglich werden und viele Menschen aus dem Diskurs gedrängt werden. Eine Studie zeigt, das Blocken von Trollen führt zu freieren und konstruktiveren Diskussionen.

Man freut sich vielleicht über die Reichweite durch den Shitstorm, aber es ist vor allem Reichweite unter neuen Opfern für rechtsextreme Propaganda. Diese arbeiten doch seit Jahren koordiniert und gezielt. Sie gewinnen so Wahlen, wie länger wollen wir noch im Halbschlaf tatenlos zuschauen? Wenn man schon auf der Plattform ist, dann darf man nicht so verantwortungslos sein und die Kommentarspalten ignorieren. Dort werden eure Follower indoktriniert. Dort bekommen die Fakes eure Reichweite. Und in Twitter ist es am schlimmsten, weil die Blauhaken und damit vor allem die Fake-Verbreiter auch noch bevorzugt ganz oben angezeigt werden.

Es ist bequem, die Kommentarspalte einfach zu ignorieren. Und man kann sich hinter faulen Ausreden verstecken – Jeder solle Kommentieren dürfen usw. Aber wer den Hass und die Bedrohungen nicht aushält, der kann eben nicht kommentieren. Rechte attackieren gezielt kleinere Accounts, die sich nicht wehren können. Das Klima der Angst eine “freie Diskussion” nennen ist lachhaft. Und ich spreche hier explizt von Hetzkommentaren, nicht nur meinungsstarke oder kontroverse Sachen. Das sind eben oft keine Art “Lesebriefe”, sondern oft stecken russische Bots dahinter oder rechte Trollarmeen.

Und ich verstehe, dass man gerade als ÖR oder Regierungsaccount niemanden einfach so blocken darf. Aber ihre Kommentare müssen nicht unter deinem Tweet stehen. Das ist dein Tweet, deine Plattform. Im Fernsehen kann auch niemand verlangen, dass sein gebrüllter Kommentar auf ARD zu sehen sein muss. Ihr dürft sie auch löschen oder ausblenden.

Nein, ihr müsst eigentlich. Sie nutzen eure Plattform für ihre Propaganda und sie schüchtern eure Follower ein. Und ihr lasst es einfach zu. Und ja, Moderation ist unglaublich viel, harte Arbeit. Aber nichts machen ist verantwortungslos. Und macht eure Arbeit zu nichte und stärkt die demokratiefeindlichen Kräfte. Alternativ könnt ihr auch einfach die Kommentarspalten schließen. Bitte, schließt sie! Das macht auch Volksverpetzer. Ihr müsst sie nicht offen lassen, es spart euch Arbeit und ihr bietet keine Plattform für Hass und Lügen. Wenn ihr schon auf Twitter seid, macht die Kommentarspalten zu!

Ich meine es ernst: Das ist die einfachste, wichtigste Maßnahmen, die man gegen Desinformation und Hass im Netz machen kann: Kommentare moderieren oder schließen. Viele Volksverpetzer-Fans sagen uns, dass unsere Kommentarspalten wie auf Facebook eine Wohltat sind, weil man da frei seine Meinung sagen kann und konstruktiv diskutieren. Und nicht Angst haben muss, getriggert, beleidgt oder belogen zu werden, wenn man reinschaut. Weil wir uns die Mühe machen, da intensiv zu moderieren. Herr Habeck, schließen Sie ihre Kommentare auf Twitter.

Das zweite, wichtigste, was man tun kann, um der Propaganda und dem Hass auf Twitter etwas Macht entziehen zu können, ist zu verhindern, dass jemand nur Twitter nutzt, um deine Tweets zu lesen. Diese Personen setzt man dieser Indoktrination aus, nur weil man sich nicht traut, Twitter zu verlassen. Warum muss ich einen Account auf dieser gefährlichen Plattform haben, nur wenn ich lesen will, was Kanzler Scholz oder Habeck zu sagen haben?

Das mindeste ist, dass man Accounts auf Alternativen anbietet, auf denen man das gleiche postet. Was Habeck übrigens macht, was ich hier erwähnen sollte, weil ich ihn als Aufhänger genommen habe. Die Twitter-Alternativen Bluesky, Threads oder Mastodon sind eine Option. Man muss nicht alle nutzen, aber es muss eine Möglichkeit geben, dass jemand einem folgen kann, ohne Elon Musk die Möglichkeit zu geben, buchstäblich ungefragt Push-Benachrichtigungen mit AfD-Propaganda auf dein Handy zu schicken.

Link

Es ist ein Teufelskreis. Die großen Accounts wie von Tagesschau, Scholz oder Habeck sind auf Twitter, weil die Plattform noch relevant ist. Und sie bleibt relevant, weil die großen Accounts weiter auf der Plattform sind. Und keiner will zuerst aussteigen, weil er oder sie dann potentiell Reichweite verliert. Ich verstehe es ja. Aber dann ist das mindeste, die Kommentarspalten zu moderieren oder zu schließen und Alternativen anzubieten, um den Schaden zu minimieren, den man dadurch anrichtet.

Wer meint, dass er was Gutes tun kann auf Twitter, muss auch eingestehen, dass man auch Schlechtes tun kann, nicht wahr? Das tut man, in dem man seinen Account als Plattform für Hass und Desinformation zur Verfügung stellt und indem man andere dazu bringt, auf der Plattform zu sein, weil sie die Tweets nirgends anders sehen können.

Das ist übrigens auch der Grund, wie wir noch mit Bauchschmerzen unsere Anwesenheit dort rechtfertigen. Wir haben seit einem Jahr die Kommentarspalten geschlossen und unsere Tweets sind auf quasi allen Plattformen zu finden – einschließlich einer eigenen App, mit der man keinen unserer Inhalte verpasst.

Und solange halten wir mit Fakten dagegen, für die, die noch da sind. Den blauen Haken haben wir übrigens gegen unseren Willen bekommen und zahlen natürlich nicht dafür, da Musk uns für Promis hält anscheinend. Auch wenn uns dort nach und nach immer mehr Reichweite entzogen wird. Volksverpetzer geht auch spätestens, wenn die großen Accounts endlich gehen, vielleicht schon früher. Macht es wenigstens wie wir. Wir sind auch da, um damit die Leute es hören, dass sie endlich Twitter löschen sollten, die es auch noch haben. Auf Bluesky brauchen wir ja davon niemanden überzeugen.

Twitter wird noch schlimmer werden. Die Plattform wird direkt US-Staatspropaganda für die rechtsextreme Trump-Administration. Da muss sich unser derzeitiger oder auch ein zukünftiger Kanzler nicht abhängig machen. Auch noch so unnötigerweise. Das mindeste ist, Alternativen anzubieten und die Kommentarspalten zu moderieren oder zu schließen. Denn wer sich dann wohlfeil wieder wundert, warum die AfD so viele Prozente bekommt oder wie Trump schon wieder Präsident werden konnte: Genau deshalb.

Ein Wahlkampf auf Twitter ist ein Alptraum, das kritisierte auch SPIEGEL-Journalist Christian Stöcker kürzlich. Sind das echte Wähler oder wieder einer der zehntausenden Russen-Accounts? Welche Lügen wird Musk per Push-Benachrichtigung an uns ausspielen, um Habeck oder Scholz zu beschädigen? Die Plattform pusht wissenschaftlich nachgewiesen Hass und Lügen. Wenn man auf schon Twitter ist, dann sind diese Maßnahmen, das mindeste, was man tun kann. Teilt diese Information und diesen Artikel an alle großen Politiker und Medien, die noch dort sind. Wenn Herr Habeck den “Schreihälsen und Populisten” nicht Twitter überlassen will, warum überlässt er ihnen dann seine Kommentarspalte?

Artikelbild: Elias Keilhauer/Robert Habeck/Bündnis 90/Die Grünen/dpa

 

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