Gedenkkundgebung in Welzheim

Erinnern heißt kämpfen

Was war am 9. November?

Am 9. November 1938 organisierte das Naziregime im ganzen ehemaligen Reichsgebiet die Plünderung und Zerstörung jüdischer Einrichtungen, Synagogen, Geschäfte und Privatwohnungen. Hunderte Jüd:innen wurden direkt ermordet, Zehntausende kamen in Konzentrationslager. Diese schreckliche Nacht wurde zum Wendepunkt in der systematischen Verfolgung von Jüd:innen, welche ihren traurigen Höhepunkt im industriellen Völkermord, dem Holocaust, fand.

Das sogenannte „Schutzhaftlager Welzheim“ diente als eine Zwischenstation zu den Vernichtungslagern für Deportierte aus dem Raum Württemberg/Hohenzollern. Es wurde zudem von der Stuttgarter Gestapo systematisch als Folterstätte genutzt, um widerständige Gefangene zu brechen. Zahlreiche Menschen wurden hier durch Folter, Erhängen und Erschießen ermordet.

Wie konnte es zu diesen Pogromen kommen?

Während die Faschist:innen versuchten, die Reichspogromnacht als eine „Entladung des berechtigten Volkszornes“ zu stilisieren, war sie doch von vorneherein von der Naziführung selbst geplant. Dennoch gab es auch eine entsprechende gesellschaftliche Stimmung, welche diese Pogrome erst ermöglichten: Die Reparationskosten des Ersten Weltkriegs führten zu enormer Verarmung eines Großteils der Bevölkerung. Die Menschen waren angesichts der steigenden Preise verzweifelt und frustriert, Geld war aufgrund der Inflation nichts mehr wert. Das war die ökonomische Ausgangslage.

Was hat das mit Jüd:innen zu tun?

Durch Hass, Hetze und Propaganda der NSDAP wurden jüdische Menschen als Schuldige für die schlechte Situation ausgemacht, als geheime Strippenzieher mit dem zerstörerischen Plan Nationen zu vernichten. So absurd und so widersprüchlich diese Anschuldigungen auch klingen mögen: Sie erfüllen die Funktion, von den tatsächlichen Profiteuren und Verursachern der Krise abzulenken. So sah die Realität auch anders aus: Schuld an der Situation waren internationale Großbanken und Konzerne, die Geld mit dem Krieg machten und Millionen Menschen in Krieg und Armut trieben.

Das ist doch langweiliger Geschichtsunterricht. Was hat das mit mir zu tun?

In Welzheim wurde die AfD bei den Europawahlen mit 21 % zweitstärkste Kraft. Auch wenn es sich bei der AfD „nur“ um eine in Teilen faschistische Partei handelt und die gesellschaftliche Situation nicht ganz vergleichbar ist, ist die Gefahr solcher Gewalttaten, die Gefahr des Faschismus auch heute nicht verschwunden. Auch heute haben Verschwörungsmythen und das Ausmachen bestimmter gesellschaftlicher Gruppen als Verursacher für kapitalistische Krisen Hochkonjunktur. Die Folgen der kapitalistischen Krise sind aktuell so spürbar wie noch nie: die Angst vor kommenden großen Kriegen ist allumfassend, die Miet- und Lebensmittelpreise sind auf einem Rekordhoch und durch das Absacken der Reallöhne sinkt auch der Lebensstandard im vergleichsweise „reichen“ und „stabilen“ Deutschland kontinuierlich.

Die Geschichte wiederholt sich…

Wie auch schon damals die NSDAP lenkt die AfD bewusst von den Ursachen der Probleme ab, indem sie die Schuld einer bestimmten Gruppe in die Schuhe schiebt – auch wenn sie heute vor allem migrantische Menschen und Geflüchtete als „Sündenböcke“ ausmacht. Die Rattenfänger der AfD verstehen es berechtigen Unmut mit den aktuellen Zuständen und der Regierung in „rechte Bahnen“ zu lenken. Wie auch damals sind es die Auswirkungen des kapitalistischen, profitorientierten Krisenregime, die wir an unserem alltäglichen Leben spüren. Dass kein Geld da ist, liegt nicht an der Versorgung von Menschen, die vor Krieg und Tod fliehen, oder an den Bürgergeldbezieher:innen. Geld ist da! Doch es bleibt auf den Bankkonten der Reichen, anstatt in die Sozialkassen zu fließen. Gleichzeitig werden unsere Steuergelder für unnötige Unternehmens-Subventionen oder Aufrüstung investiert. Während unsere Löhne in den letzten Jahren weiter sinken, werden die Reichen Milliarde um Milliarde immer reicher. Alles Geld, welches wir erarbeitet haben. Die Reichen kommen mit ihren Schweinereien unbestraft davon – und die Flüchtlinge sollen jetzt daran Schuld sein?!

…und das willst Du nicht?

Dann musst auch du selbst aktiv werden! Damals wie heute – von den Rechten dürfen wir uns nicht an der Nase herumführen lassen. Wir müssen ihre Lügen aufdecken und nicht müde werden, sie zurückzudrängen – in der Schule, auf der Straße, auf der Arbeit. Gleichzeitig bleibt unser Antifaschismus zahnlos, benennen wir nicht auch die gesellschaftlichen Umstände, welche Faschist:innen auch heute noch hervorbringen und es ihnen ermöglichen, in der Gesellschaft Fuß zu fassen.

Wir wollen aus der Geschichte lernen und gedenken am 9. November in Welzheim den Verwundeten, Verfolgten und Getöteten des Naziregimes. Komm auch du zur Kundgebung am 09.11. um 16:00 Uhr auf dem Hermann-Schlotterbeck-Platz.

Damals wie heute: Gegen Antisemitismus! Gegen Rassismus!

Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!

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