Nach dem Brexit begannen die Menschen zu googeln, was die EU eigentlich ist. Nach der Thüringen-Wahl bekam unser Artikel mit den schlimmsten Zitaten von Faschist Höcke massiv viele Klicks. Und nach Trumps Wahl lese ich einige Beiträge, in denen Trump-Wähler geschockt lernen, welche Auswirkungen seine geplante Zollpolitik auf sie haben würde. Wie können wir die Menschen nur dazu bringen, diese Informationen VORHER zu suchen?
Der Satz „It’s the economy, stupid“ („Es geht um die Wirtschaft, Dummkopf“) stammt von Jim Carville, der ihn 1992 prägte. Carville war ein Wahlkampfstratege für Bill Clinton in dessen erfolgreicher Präsidentschaftskampagne gegen den amtierenden Präsidenten George H. W. Bush. Der Spruch war für die Mitarbeiter der Kampagne gedacht und gehörte zu den zentralen Botschaften, auf die sie sich konzentrieren sollten. Ein anderer Spruch war übrigens „Wandel, statt mehr vom Gleichen“. Clintons Wahlkampf nutzte die damals herrschende Rezession in den USA geschickt, um George H. W. Bush zu besiegen.
Diese Weisheit macht seit jeher die Runde, wenn es um Erklärungen für Wahlverhalten geht. Und auch die Wahl von Trump wird vielerorts genau so erklärt.
Die im Screenshot zu sehende Statista Analyse möchte ich mir dazu noch einmal genauer anschauen. Darin wird erklärt, dass der “Zustand der Wirtschaft” Kamala Harris die Wahl gekostet habe, laut Umfragen.
Bernie Sanders machte eine ähnliche Analyse. Er erklärte, dass Wohlstandsungleichheit, stagnierende Löhne, Inflation und Rezession Schuld seien. Und dass Harris die Wahl gewonnen hätte, wenn die Demokraten sozialere Politik gemacht hätten, wie er sie fordert. Die Forderung nach mehr Sozialpolitik gegen Faschismus ist auch eine, die wir selbst immer wieder wiederholen.
“Is it really the economy, stupid?” – Es gibt nur ein gravierendes Problem mit dieser (so formuliert verkürzten) Erklärung für den Wahlsieg Trumps. Das, was die Leute glauben, mag der Grund für ihre Wahl gewesen sein, aber es entspricht halt nicht wirklich der Wahrheit. Dass der Dauerlügner Trump und demnach seine Anhänger in ihrer wahnhaften Parallelwelt leben, ist ja nichts Neues. Aber die Wahrnehmung der Wähler entkoppelt sich immer mehr von der Realität.
Bitte nicht falsch verstehen, ich will nicht behaupten, dass alles rosig ist – im Gegenteil. Aber die gefühlten Wahrheiten der Wähler sind halt nicht die echten Wahrheiten. Eine Ipsos-Umfrage kurz vor der Wahl zeigt, dass nicht nur die indoktrinierten Trump-Anhänger keine Ahnung mehr haben, was real ist.
Immer mehr Menschen machen sich Sorgen um Kriminalität – in beiden Parteien. Die meisten glauben, die Kriminalität steige immer weiter. Viele sogar, sie sei so schlimm wie nie zuvor.
Kriminalität ist in Wahrheit in allen wichtigen Bereichen in den USA auf ein historisches Tief gefallen. Die Realität entwickelt sich in genau die entgegengesetze Richtung wie die gefühlte Realtität.
In Deutschland sieht es übrigens ganz ähnlich aus. Abgesehen von einem derzeitigen Anstieg wegen diverser Gründe (größere Bevölkerungszahl, Ende der Pandemie-Maßnahmen), die wir hier erklärt haben, gab es 2017-2022 die niedrigste Kriminalität seit der Wiedervereinigung. Du dürftest dich wohl schwerlich an auch nur einen Artikel erinnern, der irgendwann mal thematisiert hat, dass wir die letzten Jahre im sichersten Deutschland aller Zeiten gelebt hatten, oder?
Immigration wird oft auch als größte Sorge genannt. 2024 sind die “border crossings” rapide und deutlich gefallen.
In Deutschland ist es ähnlich: Die Asylanträge sind 2024 wieder stark gefallen und auch der Peak 2022 und 2023 aufgrund Putins Invasion war nicht einmal annähernd so hoch wie 2016. Würde man bei der Aufregung nicht denken.
Bleiben wir bei der Wirtschaft. Migration ist gut für die Wirtschaft. Sie bremst den demographischen Wandel und hat bei uns zum Beispiel die Rentenkasse stabilisert. Aber die, die Migration ablehnen, beklagen eine schlechte Wirtschaft.
Die Inflation ist wieder auf ein normales Level gefallen. Eine Inflation im Übrigen, auch ausgelöst durch Trump beziehungsweise Politik in seiner Amtszeit wie dem Umgang mit der Corona-Pandemie (neben natürlich auch Putins Invasion und diversen anderen Aspekten, zu denen wir noch kommen).
Das Gleiche gilt übrigens auch für Deutschland.
Bernie Sanders sagte, die Reallöhne seien gesunken. Die Löhne steigen aber tatsächlich bereits seit einer Weile wieder stärker als die Inflation.
In Deutschland steigen die Reallöhne übrigens auch wieder – schon seit einiger Zeit.
Übrigens sind auch Strompreise für Neukunden in Deutschland wieder auf Vorkriegsniveau gefallen. (Wer immer noch zu viel bezahlt: Euer Anbieter gibt die Preissenkungen dann nicht an euch weiter, wechselt den Anbieter.)
Das gleiche Bild – Hochkonjunktur – egal ob NASDAQ …
… oder DAX.
Ich will auf keinen Fall sagen, dass alles rosig läuft und es keine Probleme gibt. Die Ungleichheit wächst, das Klima geht über die Klippe, Renten sinken usw. Jede einzelne dieser Grafiken bedürfte eine ausgiebige Diskussion und hat ein komplexes System aus Ursachen. Oder dass Börsen-Entwicklungen noch große Aussagekraft für den Verdienst einzelner hätten. Ich will nur sagen: Egal ob Ampel oder Biden, es ging in vielerlei Hinsicht überall wieder bergauf – aber die Wahrnehmung der Leute war eine völlig andere.
Ich meine, die Ampel zerbrach auch darüber, weil Scholz die Schuldenbremse aussetzen wollte, um in der Krise massiv zu investieren. Ein Grund, warum das kritisiert wurde, war, dass es schwierig sei, eine dafür notwendige “Notsituation” zu begründen. (und nein, es hätte nicht Lindners Amtseid gebrochen). Also … doch keine so große Krise?
Aber völlig egal, ob ich jetzt recht hätte mit meiner Analyse, dass in Wahrheit vieles gar nicht so schlimm sei, wie man gemeinhin in der Öffentlichkeit darstellt. Das wichtiste: Trump würde doch quasi gar nichts von diesen Dingen besser machen! Ganz im Gegenteil! Bei manchen Gründen, wegen der Harris nicht gewählt wurde, hat er dezidiert erklärt, alles noch zu eskalieren, wie beispielsweise am prominentesten in Gaza.
Trump wird die Inflation wieder schlimmer machen. Er wird die Schere zwischen Arm und Reich wieder weiter vergrößern – allein seine Wahl hat die zehn reichsten Menschen um 64 Milliarden reicher gemacht! – und natürlich werden Lebenserhaltungskosten genau durch die Politik steigen, wegen der er gewählt wurde. Trumps Supporter sind auch tatsächlich eher nicht die Ärmsten und Diskriminierten. Massendeportationen und astronomische Strafzölle werden nicht Trumps Milliardär-Kumpel finanziell treffen, die über seine Wahl jubeln. Und von Health Care und der Klima-Katastrophe brauchen wir gar nicht erst anzufangen.
Wenn es “the economy, stupid” wäre, wäre Harris gewählt worden. Wäre auch die Ampel vielleicht nicht gescheitert. Zumindest, wenn die Wähler ein akkurates Bild von der “Wirtschaft” hätten. Umfragen zeigen, je informierter jemand war, desto eher hat er Harris gewählt.
Eine Erklärung wäre, dass die Wähler einfach ungebildet sind. Oder naiv oder es irgendwo anderweitig hapert, korrekt Informationen zu erfahren. Dass sie Trumps Lügen einfach geglaubt haben und der Gehirnwäsche der massiven Pro-Trump-Medien-Maschine. In dem Fall hätte bessere Politik Harris aber auch nicht geholfen, nicht?
Aber ich halte diese Erklärung ohnehin für zu kurz, zynisch, menschenverachtend und falsch. Sie ist auch wiederum herablassend und einen Rant über den Rant über “Ungebildete”, habe ich bereits nach den AfD-Wahlergebnissen in der EU-Wahl verfasst.
Ich möchte die Menschen ernst nehmen. Und sie auch nicht als unschuldige Opfer darstellen. Ich glaube, Menschen können falsch liegen und dass hier ein Teil der Antwort liegt. Aber trotzdem Gründe für ihre Entscheidung haben. Es sind erwachsene Menschen und so sollten wir sie behandeln.
Die andere Erklärung ist, dass sie genau wissen, dass Trump lügt. Und dass er alles schlimmer machen wird. Aber es ist ihnen egal. Beziehungsweise unterschätzen sie, wie viel schlimmer er sein wird (und war) oder ihnen ist die “Rache” am “System” einfach wichtiger. Sie sind so frustriert, dass sie es nur noch brennen sehen wollen. Selbst wenn sie dabei das Leben vieler ihrer Mitbürger opfern. Teilweise sogar sich selbst. Viele derjenigen, die Trump deportieren will, haben für ihn gestimmt. Weiße Frauen in der Mehrheit auch.
Aber ich glaube nicht, dass das so viele gewesen sein sollten. Ich glaube auch nicht, dass die Menschen generell so bösartig sind. Wenn das so wäre, dann könnten wir es gleich lassen.
Und die letzte Erklärung wäre, dass es … tatsächlich nicht um die Wirtschaft geht. Klar, viele Menschen geben das zwar so in Umfragen an. Aber vielleicht auch nur, weil sie zwar (fälschlicherweise) glauben, dass Inflation und Lebenserhaltungskosten schlechter seien, und das angeben, es aber eigentlich symbolisch für ein Symptom für den wahren Grund halten. Es geht um ein tieferes Problem. Eine andere Unzufriedenheit. Aber dazu kommen wir gleich.
Das sind in jedem Fall alles komplexe Aspekte, die auch ein paar gute Sozialmaßnahmen nicht hätten verbessern können. Maßnahmen, die ich persönlich auch für sinnvoll halte. Nochmal: Soziale Ungerechtigkeit halte ich für ein grundlegendes Problem und auch Ursache für viele dieser sozialen Konflikte. Aber die komplizierte Dimension der geopolitischen Situation verschwindet dadurch nicht. Ukraine-Krieg, Krieg in Gaza, die Huthis im Roten Meer, das Drosseln von Öl der Saudis. Alles ein Faktor für Preise bei uns.
Die Ampel hätte Probleme durch Putins Invasion gekriegt, auch wenn sie soziale Wunschpolitik umgesetzt hätte. Ja, gute Politik, die vielen Menschen zu Gute kommt, hätte sicherlich einiges abgefedert. Aber wir stehen immer noch vor dem Problem dass ein Trump oder auch die AfD alle die Dinge, wegen denen sie angeblich gewählt werden, schlimmer machen. Und dass die Leute nicht wissen, ob die Wirtschaft gut oder schlecht ist offensichtlich. Es wäre demnach immer noch ziemlich egal, ob die Ampel oder Harris gute Politik gemacht hätten. Oder was für einen Wahlkampf, was das betrifft.
Die einen, die “Wokeness” hassen, sagen, Harris hat verloren, weil sie zu “woke” sei – was auch immer das heißen mag. Inzwischen ist sogar Verkehrsminister Wissing “woke” laut Teilen der FDP.
Und die anderen sagen, Harris habe versucht, Mitte-Rechts zu sein, statt linke Politik zu machen und habe deswegen verloren. Ich meine, Biden hat im Juni massiv die Flucht über die Grenze begrenzt und eingeschränkt. Die Ampel hat das Asylrecht noch weiter verschärft und Grenzkontrollen eingeführt. Wähler, die so eine Politik angeblich wollen, hat das kein bisschen interessiert. Weder von Union noch AfD kam Lob dafür.
Ich habe das Gefühl, jeder sieht die Schuld für die Niederlage von Harris nur darin, dass sie nicht gänzlich das gemacht hat, was man selbst wollte. Es gibt aber nicht die eine einfache Erklärung. Die Leute “mussten” nicht Trump wählen, weil sie sich am System rächen mussten oder weil sie dachten, die Inflation sei höher, als sie ist.
Es stimmt, der Rechtsruck ist auch eine Folge eines politischen und wirtschaftlichen status quo, der nicht (mehr?) die Versprechen einlöst, die er gemacht hat. Die Welt befindet sich im Wandel und unser System findet nur unzureichende Antworten auf diesen Wandel. Die Leute sagen zwar Löhne oder Inflation, aber sie möchten nur diejenigen abwählen, von denen sie denken, dass sie für den status quo stehen.
Dass die größten Konzerne, der mächtige Oligarch Putin, Milliardäre, die ihren Reichtum geerbt haben, die Trump unterstützt haben und die jetzt auf Kosten von uns allen reicher sein werden, vielleicht selbst dafür stehen könnten, darauf kommen nicht viele.
Eine wichtige Erklärung, die im Hintergrund durch diesen ganzen Text bisher wabert ist natürlich, dass wir eine Informationskrise haben. Ja, das rechtsextreme Medien-Ökosystem, das Trump (und auch die AfD, auch aus Russland) mit Propanda und Lügen pusht ist natürlich ein großer Faktor. Die größten Streamer zur US Wahl waren überwiegend Rechtsextreme beziehungsweise Anti-Harris.
Bei den Podcasts auch.
Wir verlieren gerade den Kampf um die Aufmerksamkeit, Reichweite und damit auch Deutungshoheit. Wenn die Leute Trump oder die AfD wählen, weil sie keine Ahnung von der Realität haben, dann nicht nur, weil die Rechtsextremen Lügen. Und viele darauf hereinfallen.
Sondern auch, weil alle anderen versagen, die Fakten zu kommunizieren offensichtlich. Ein entscheidender Faktor, der oft übersehen wird, ist der Vertrauensverlust in die etablierten Medien. Das Vertrauen ist noch hoch, besonders im ÖRR, aber sinkt. Aber der ÖRR wird gerade attackiert und systematisch kahlgeschlagen. Diese Medien verlieren zunehmend an Reichweite, Deutungshoheit und Glaubwürdigkeit. Alle Auflagen gehen überall zurück. Stattdessen gewinnen soziale Medien immer mehr an Bedeutung. Hier findet jetzt die neue Öffentlichkeit statt. Und egal, ob Politik oder Medien: Die Entscheider haben das alle immer noch nicht wirklich begriffen.
Und hier haben rechtsextreme Kräfte alle Trümpfe in der Hand. Viele Plattformen und ihre Besitzer zeigen mindestens eine Sympathie für rechtsextreme Positionen, wenn sie nicht, wie Elon Musk, sogar aktiv Propaganda für sie betreiben. Mindestens profitieren sie von der Art, wie das Profitmotiv und die Aufmerksamkeitsökonomie via Algorithmen ihre Propaganda belohnt.
Linke, Progressive oder Liberale glauben oft, dass die Menschen sich für Fakten interessieren oder wirklich Wert darauf legen, ob es der Wirtschaft besser geht. Dass es nur wichtig ist, was man tatsächlich macht und ob das den Menschen hilft. Doch weder in den USA noch bei uns herrscht aktuell eine tatsächliche wirtschaftliche Katastrophe. Die Krisen der Corona-Pandemie und die Schocks nach der russischen Invasion haben wir zu großen Teilen hinter uns gelassen. Es kriselt, ja. Aber das ist keine Weimarer Republik. Die deutsche Wirtschaft wächst wieder leicht, die Inflation ist gesunken, die Reallöhne steigen.
Viele denken, es reicht, Recht zu haben. Es reicht, gute Politik machen zu wollen. Die Rechten haben mehr Erfolg dabei, schlechte Politik und Lügen zu verkaufen, weil sie sich nur darüber Gedanken machen, wie sie Werbung dafür machen und wie sie möglichst viele davon überzeugen können. Und es stellt sich heraus: Das ist im Zweifel erfolgreicher, als Recht zu haben.
Es ist klar: Viele wollen eine fundamentale Veränderung. Viele, teilweise die Mehrheit der Wähler wählten auch Harris oder CDU oder SPD bei den letzten Landtagswahlen nicht, weil sie überzeugt waren, sondern, um das kleiner Übel zu wählen. Das geht nicht auf Dauer gut und zeigt, dass auch die eigentlich etwas anderes wollen, nur pragmatisch (und gut informiert) sind.
Und es gibt Alternativen zu Trump oder der AfD. Alternativen zur Alternative, die nicht der status quo sind. Doch entweder traut sich bisher niemand, diese Lücke zu füllen, oder es wurde noch nicht herausgefunden, wie man solche Alternativen in Zeiten von Social Media vermarktet. Es wäre notwendig, ein ganzes mediales Ökosystem mit Streamern, Podcastern und Medien aufzubauen, das Fakten, Wissenschaft und Transparenz verpflichtet ist. Und das weiß, wie man heutzutage Medien betreibt. Und auch endlich die veralteten Dogmen der alten Medien fallen lässt.
Während die etablierten Medien versuchen, vermeintlich neutral zu bleiben, statt objektiv zu sein und oft keine klare Position zu beziehen, sprießen dutzende rechte Medien und Influencer, oft finanziert von ausländischen Geldgebern oder Milliardären, aus dem Boden. Sie verbreiten Lügen, setzen gezielte Frames, verfolgen eine klare Agenda und sind so voreingenommen wie nur möglich. All das, was sonst als Killer für Glaubwürdigkeit gelten würde, erweist sich als erfolgreich, erreicht eine große Reichweite, überzeugt viele und gewinnt sogar Wahlen.
Natürlich sollten wir nicht auch anfangen zu lügen. Wir sollten fair, objektiv und wissenschaftlich bleiben. Aber wir müssen uns Strategien abschauen, gesehen zu werden. So wie es der “Volksverpetzer” macht übrigens. Warum haben wir wohl einen so provokanten Namen, sind reißerisch und emotional? Das ist Absicht. Nicht, weil wir nicht anders könnten. Und dennoch (oder deswegen?) haben wir uns aus nichts so viel Reichweite erarbeitet, dass wir komplett ohne Unterstützung von Stiftungen, Parteien oder reichen Gönnern funktionieren können. In meinem Buch “Werbung für die Wahrheit” habe ich das Grundprinzip erklärt. Wir müssen endlich dazulernen, strategisch aufrüsten und wissenschaftlich fundierte Narrative verbreiten.
So viele gute Initativen, Medien und Organisationen machen so qualifzierte Arbeit. Und keiner kriegt es mit. Social Media ist für viele ein nachträglicher Gedanke. Tu Gutes und … vergiss, darüber zu sprechen? Das muss sich ganz ganz dringend ändern.
Wir müssen die Menschen aufklären, damit sie verstehen, was wirklich passiert. Und nicht dabei so wirken, als würden wir den Status quo verteidigen, sondern neue Wege aufzeigen. Mutig neue Pfade beschreiten und uns nicht einschüchtern lassen, wenn wir als “radikal” oder “woke” beschimpft werden.
Wir neigen oft dazu, uns anzupassen und zu mäßigen, in der Hoffnung, das Establishment mit ins Boot zu holen. Denn das wollen wir ja! Wir wollen keine Revolution, kein Umsturz. Wir wollen keine Feinde kreiern, sondern Hände reichen. Wir wollen keine Verschwörungsmythen und nichts schlechter reden, als es ist, nur weil uns der Status quo nicht gefällt. Wir sind nicht Anti, sondern wollen Brücken bauen. Aber wir können natürlich schlecht eine Plattform bauen, auf der sowohl das Establishment als auch das Anti-Establishment gleichermaßen vertreten sind.
Doch die Rechten schaffen es mit ihren Methoden, den Mainstream nach rechts zu verschieben. Es geht dabei nicht nur um Politik, von der auch die Menschen am unteren Ende der Gesellschaft profitieren würden – Arbeitslose, Geringverdiener, Rentner usw. Diese werden von Rechtsextremen gerade hereingelegt, dafür zu stimmen, dass es ihnen noch schlechter geht. Rechtsextreme, die von den Reichsten der Welt finanziert werden. Hier bietet das Problem die Scheinlösung an, um das Problem noch zu verschlimmern.
Wir dürfen ihnen nicht erlauben, die Debatte zu bestimmen. Wir müssen selbst die Agenda setzen. Und dazu reicht nicht einfach nur besseres Marketing oder langweilige Faktenchecks, die den aufregenden Fakes hinter her laufen. Fakes, die behaupten, die Wirtschaft sei schlechter, als sie ist. Und die behaupten, Trump oder die AfD hätten ein Interesse daran, es besser werden zu lassen. It’s not the economy, stupid. It’s the lies about the economy. Kämpft für gute Veränderungen. Und dann bewerbt diese, wie man es 2024 bewerben muss. Der andere Slogan von Jim Carville, der Clinton ins Weiße Haus brauchte, sollte nämlich auch nicht vergessen werden: “Change vs. more of the same.”
Artikelbild: Foto: J. Scott Applewhite/AP +++ dpa-Bildfunk +++