Keine Alternative für Frauen: Was die AfD Frauen wegnehmen will

Die AfD versucht schon lange, sich als Schützerin von Frauen zu stilisieren. Das ist, genau wie den Behauptungen, für den “kleinen Mann” einzustehen, für “Wohlstand zu sorgen” oder für ihr “Heimatland”, eine von vielen Unwahrheiten der AfD. Als Frau wird es dir durch die AfD schlechter gehen. 

Kommt die AfD an die Macht, würde sie Frauenrechte in vielerlei Hinsicht massiv beschneiden. Daran ändert auch eine Alice Weidel an der Spitze der Partei nichts. Auch sie hat kein Interesse daran, dass es dir als Frau besser geht. Auf geht’s in den Deep Dive darüber, was die AfD dir und anderen Frauen wegnehmen will.

Die AfD befürwortet eine traditionelle Geschlechterrollenverteilung. Diese Haltungen versteckt sie jedoch vor allem in offiziellen Dokumente eher, als sie zu offensichtlich zur Schau zu stellen. Das ist ja das Problem. Auf den ersten Blick klingen Wörter wie “Gleichberechtigung” und “gemeinsame Verantwortungsübernahme”, die im Grundsatzprogramm auftauchen, ganz gut. Doch die AfD ist eine Lügner-Partei. Schaut man nämlich genauer hin und weiß, was hinter einer Forderung wie “höhere Geburtenrate der einheimischen Bevölkerung” steckt, wird der braune Anstrich hinter dem Grundsatzprogramm der AfD langsam deutlich. 

Die “einheimischen” (und wir wissen, wen die AfD damit meint, die bekannterweise auch Massenvertreibungen von Menschen mit Migrationshintergrund besprochen und gefordert hat, dazu später mehr) Frauen in Deutschland sollen also wieder mehr Kinder bekommen. Das schreibt die AfD  in ihrem Grundsatzprogramm (Seite 41), auch machen das viele Politiker:innen der rechtsextremen Partei immer wieder deutlich. So zum Beispiel Tino Chrupalla im Sommerinterview letztes Jahr. Mehr Kinder bedeutet aber auch mehr Arbeit im Haushalt. Und wer soll sich schlussendlich darum kümmern? Frauen. So heißt es im Grundsatzprogramm:

“Die zunehmende Übernahme der Erziehungsaufgabe durch staatliche Institutionen wie Krippen und Ganztagsschulen, die Umsetzung des „Gender-Mainstreaming”-Projekts und die generelle Betonung der Individualität untergraben die Familie als wertgebende gesellschaftliche Grundeinheit. Die Wirtschaft will Frauen als Arbeitskraft. Ein falsch verstandener Feminismus schätzt einseitig Frauen im Erwerbsleben, nicht aber Frauen, die „nur” Mutter und Hausfrau sind.” Grundsatzprogramm Seite 41

Die AfD tut so, als würden Frauen, die nur Mutter und Hausfrau sein wollen, irgendwie diskriminiert werden und möchte erleichtern, das zu sein. Ironischerweise beschwert man sich über angebliche “Einseitigkeit”, aber kann sich nur das “Mutter und Hausfrau”-Modell vorstellen – und will nur das fördern.

Frauen sollen also Kinder kriegen, sie möglichst daheim erziehen und weniger arbeiten gehen. Kein Wort von mehr Verantwortungsübernahme und Elternzeit von Männern. Du siehst: Im Grunde will die AfD in die 50er Jahre zurück. Frau an den Herd, und der Mann bringt das Geld nach Hause. Wer alleinerziehend ist, bekommt zwar laut Grundsatzprogramm weiter Unterstützung (unklar ist, in welcher Form – im Entwurf stand übrigens noch die Forderung, wer “selbstgewählt” alleinerziehend ist, soll nicht unterstützt werden), jedoch dürfen Alleinerziehende nicht als “erstrebenswerte” Lebensweisen dargestellt werden (Grundsatzprogramm S. 44). Die AfD NRW schreibt auf ihrer Homepage: “Der ideale Betreuungsplatz für ein Kleinkind ist auf Mamas Schoß.”

Da wundert es auch nicht, dass die AfD Kitas kritisch gegenüber steht. Angeblich, weil das die Entwicklung von Kindern einschränken könnte. In Wahrheit ist jedoch das Gegenteil der Fall. So kann ein früher Kita-Besuch beispielsweise die Kompetenzentwicklung von Kindern positiv beeinflussen.

Zwar fordert die AfD nicht direkt eine Abschaffung von Kitas, macht aber klar, wie sie zu ihnen steht. Sie fürchtet eine “bloße Verwahrung von Kindern unter drei Jahren in Kitas”. Sie befürwortet die gleichwertige Unterstützung elterlicher Betreuung von Kleinkindern zu Hause wie Fremdbetreuung.

Die AfD will nicht, dass du dir aussuchen kannst, wie du dein Leben als Frau leben willst. Sie will nur dafür sorgen, dass dir für alles Steine in den Weg gelegt werden – außer dafür, Hausfrau und Mutter zu werden. Wenn du auch nur irgendetwas anderes möchtest, wird die AfD versuchen, dir das wegzunehmen.

Okay, die AfD scheint jetzt offensichtlich nicht so DIE Partei zu sein, die weiß, was Frauen wollen. Kein Wunder: Das ist auch ein ziemlicher Herren-Club. Hier sind lauter Männer, die meinen, besser zu wissen, wie du als Frau zu leben hast.

Wirft man einen Blick auf den Frauenanteil in der AfD, sowohl bei den Mitgliedern als auch in der Bundestagsfraktion, wird schnell klar: Diversität ist für die AfD ein Fremdwort. 2021 bildete die AfD das Schlusslicht beim Anteil der Frauen unter den Mitgliedern der politischen Parteien. Lediglich 18,7 Prozent der AfD-Mitglieder waren Frauen

Statista 

Auch im Bundestag ist die AfD die Fraktion mit dem geringsten Frauenanteil. Nur 11,7 % der aktuellen AfD-Fraktion im Bundestag sind Frauen. 

Statista

Kein Wunder, dass so wenige Frauen Mitglieder der AfD sind, bei Zitaten wie “Feminismus heute ist Krebs” oder “Der heutige Feminismus ist das Geschäft von 30 Prozent grässlichen, hässlichen, und letztlich frauenfeindlichen Weibern”, beide von AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl, Maximilian Krah. Da würde ich auch nicht bei der AfD mitmachen wollen. 

Schauen wir weiter, was die AfD für dich als Frau im Angebot hat.

Ungewollt schwanger? Die AfD meint: Pech gehabt. Ginge es nach der AfD, sollten Schwangerschaftsabbrüche nur noch in “absoluten Ausnahmen” möglich sein. Von dem drastischen Rückschritt abgesehen, den dies für Frauen und ihr Recht auf Selbstbestimmung bedeuten würde, würde der AfD-Plan auch ihr Leben akut aufs Spiel setzen. Das sehen wir zum Beispiel in Polen. Dort sind Abtreibungen nur in zwei Fällen möglich: nach Vergewaltigung und wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. Ähnlich zu dem, was die AfD auch möchte (siehe AfD-Leitantrag Europawahlversammlung S. 84), eine Abtreibung nur “bei kriminologischen oder medizinischen Indikatoren”. 

Seit der Illegalisierung von Abtreibungen 2020 sind laut EU-Parlament bereits 6 Frauen in Polen gestorben, bei denen ein Schwangerschaftsabbruch nötig gewesen wäre. Die rechtsnationale PiS-Partei erließ zuletzt solch radikal-strenge Abtreibungsgesetze, die neue polnische Regierung möchte diese nun glücklicherweise lockern. AfD, PiS und auch die rechtsextreme Partei Spaniens, Vox – sie alle stehen für eine Politik der Herrschaft über den weiblichen Körper. So forderte Vox, Schwangere, die abtreiben wollen, müssten sich die Herztöne des Embryos anhören. Die AfD setzt gerne deine Zukunft und auch dein Leben aufs Spiel.

Klar ist: ein Verbot von Abtreibungen führt nicht zu weniger Abtreibungen, sondern nötigt Frauen dazu, zu unsicheren und unwürdigen Methoden zu greifen, mit denen sie ihr Leben und ihre Gesundheit riskieren. Laut WHO finden weltweit jedes Jahr mehr als 25 Millionen unsichere Abtreibungen statt, an denen etwa 39.000 Frauen und Mädchen sterben und Millionen weitere mit Komplikationen ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen.

In der Debatte um Schwangerschaftsabbrüche muss vor allem den Menschen, die aus religiösen Gründen Schwangerschaftsabbrüchen entgegenstehen und daher mit der AfD sympathisieren, klar sein, dass ethische Fragen Rechtsextremen komplett egal sind. Sie bedienen sich zwar häufig angeblich religiöser Gründe gegen Abtreibungen, und schöpfen das damit einhergehende Wählerpotential auch gerne mit aus. Doch schlussendlich geht es ihnen “um die Vereinnahmung des Themas für eine menschenfeindliche Ideologie.” 

Und jetzt wird es richtig Nazi: Frauen, die abtreiben, wird von Rechtsextremen Schuld gegeben, dass eine “Umvolkung” vonstattengehe, die Rechte rund um den Globus heraufbeschwören. Vielleicht hast du das schon mal gehört: manche in der AfD und andere Neonazis glauben, dass es einen Masterplan gebe, um “Weiße” durch nicht-weiße Menschen “auszutauschen”. Das klingt nicht umsonst sehr nach “das Blut der arischen Rasse rein halten”. Es ist die alte Nazi-Ideologie, nur neu verpackt.

Wenn die AfD von “Umvolkung” spricht, verwendet sie damit einen echten NS-Begriff. Im Grundsatzprogramm (Seite 42) warnen die Rechtsextremen vor dem”ethnischkulturellen Wandel der Bevölkerungsstruktur” durch die angeblich hohe Geburtenrate unter Migrantinnen. Wenn die AfD also von der Förderung von Familienpolitik spricht, meint sie damit nur die Familien, die in ihr völkisch-rassistisches Menschenbild passen. Erinnerst du dich an die Politik von Hitler & Co., die Müttern Nazi-Abzeichen verlieh, wenn sie viele Kinder kriegten?

Was man wissen muss: Die AfD verwendet das Wort “ethnischkultureller Wandel” nicht einfach zufällig. Dahinter steckt eine ganze Theorie – der sogenannte Ethnopluralismus. Der „Ethnopluralismus“ ist, vereinfacht gesagt, die moderne Version der NS-Rassentheorie. Diese argumentiert nur nicht mehr biologisch, sondern mit „Kultur“ oder „Religion“ und macht daran unüberwindbare Unterschiede zwischen dem eigenen „Volk“ und „dem Fremden“ aus. Und folgert daraus eine zwingende Trennung von Ethnien und Religionsgemeinschaften. Und knüpft diese wiederum an bestimmte Länder und Territorien.

Spricht die AfD also davon, dass sie den “ethnischkulturellen Wandel der Bevölkerungsstruktur” aufhalten möchte, benutzt sie modernen Nazi-Jargon und jubelt dir ihr völkisch-rassistisches Menschenbild unter. Dazu passt die Forderung des AfD-nahen, rechtsextremen Aktivisten Erik Ahrens, der schon mal Zwangsabgabe von Eizellen forderte:

https://www.instagram.com/volksverpetzer/reel/C2g6-R3MBtg

Zwangsabgabe von Eizellen? Kinder als Staatsziel? Die AfD will uns als Gebärmaschinen missbrauchen. Die Herren von der AfD wollen, dass Frauen Kinder kriegen, weil sie Ausländer hassen. Klar ist: Die rassistische Bevölkerungspolitik der AfD funktioniert nur mit Kindern, die aus Familien stammen, die zum völkischen Menschenbild der AfD passen. 

Du hättest vermutlich nicht gedacht, dass es die AfD schafft, selbst beim Thema Frauenrechte irgendwie Rassismus und Ausländer reinzubringen, was? Aber so sind Rechtsextreme nunmal. Übrigens: Auch die “Maßeinheit” “Kinder je Frau” reduziert Frauen auf ihre vermeintlich gesellschaftliche “Aufgabe”, Kinder für die Nation zu kriegen. Die AfD setzt dieser antifeministischen “Maßeinheit” noch eins drauf, wenn sie sich beklagt, dass deutsche Frauen immer weniger Kinder kriegen. Und klar, in Deutschland ist die Geburtenrate erneut sehr niedrig, was einige Probleme schafft, wie ein Ungleichgewicht bei der Rentenkasse.

Ist die Fertilitätsrate in einem Land gering, beschweren sich Nationalisten und Rechte aber nur über die weibliche Ablehnung, ihre Karriere für Kinder zu opfern, als ob das die einzige Lösung sei. Eine Lösung könnte auch sein: Migration. Tatsächlich zeigen jüngste Daten: Dank Zuwanderung wird Deutschland jünger, Migranten sind besser ausgebildet und haben gerade unsere Rentenkassen stabilisiert. Aber die AfD will diese Lösung halt nicht. Die will, dass du als Frau mehr Kinder kriegst. Und lässt übrigens auch komplett unter den Tisch fallen, dass Männer sich ja auch um die Kinder kümmern könnten. Es gibt so viele andere Wege, aber die AfD will nur den, der dir unmöglich macht, eine gutbezahlte Karriere zu haben.

Dass die AfD Frauen nicht als gleiche und gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft ansieht, sondern sie auf Gebärmaschinen reduziert, zeigt auch eine kleine Anfrage der AfD Sachsen. Konkret wollte ein AfD-Abgeordneter wissen, wie viele “gebärfähige” Frauen in Sachsen leben, je Jahr von 2010 bis 2018, sortiert nach Altersklassen, Landkreisen und Nationalität. Was für eine absurde Frage.

Es wäre nicht das erste Mal, dass die AfD mit abstrusen Anfragen in den Parlamenten Verwirrung stiftet. Hier sammelten wir bereits 16 Anfragen der AfD, mit denen sie die Parlamente arbeitsunfähig machen möchte und, wenn sie schon dabei ist, nebenbei jede Information für Hetze und Desinformation zu nutzen plant, die sie finden kann – während alles, was nicht ins Weltbild passt, verschwiegen wird.

Die frauenfeindliche Haltung der AfD zeigt sich auch in ihren Reaktionen auf Maßnahmen, die tatsächlich zu mehr Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen beitragen (können). So zum Beispiel der Equal Pay Day. Dieser ist ein internationaler Aktionstag, der darauf aufmerksam macht, dass Frauen immer noch weniger verdienen als Männer in vergleichbaren Positionen. Und zwar erheblich weniger: um genau zu sein 18 Prozent weniger, und das bereits das vierte Jahr in Folge

Sowohl der sogenannte Gender Pay Gap als auch der Gender Care Gap fallen zuungunsten von Frauen aus und steigen beide bis zum mittleren Lebensalter stark an. Das bedeutet konkret, dass es weiterhin die Frauen sind, die weniger als Männer verdienen, sowie mehr unbezahlte Sorgearbeit übernehmen als Männer.

DIW

Darauf aufmerksam zu machen, ist für die AfD unwichtig – mehr noch: Sie sieht im Equal Pay Day eine “Propagandaaktion” (wie sie in ihrem Wahlprogramm 2017 schrieb). 

Und da wären wir wieder bei dem Dilemma, warum ausgerechnet Frauen in der AfD frauenfeindliche Positionen unterstützen. So sagte beispielsweise die AfD-Abgeordnete Nicole Höchst 2018 anlässlich des Frauentages über strukturelle Benachteiligung von Frauen, dass dies „wie ein Yeti [sei]. Jeder redet darüber, aber keiner hat sie je gesehen.” Und ergänzt: „Apropos Gleichstellungsbeauftragte. Diesem Instrument zur systematischen Männerbenachteiligung können wir nichts abgewinnen.“ (siehe FES Studie S.30) Was??

Und ausgerechnet noch eine Frau, nämlich die “frauenpolitische Sprecherin” der AfD-Fraktion, Dr. Eva Maria Schneider-Gärtner, sagte zum Equal Pay Day 2023:

“Der ‚Equal Pay Day‘ und die Lohngleichheits-Debatte stempeln Frauen als Arbeitskraft ab, ohne deren herausragende gesellschaftliche Bedeutung als fürsorgliche Mutter Rechnung zu tragen. Kein Geld der Welt kann Kinderglück ersetzen. Eine ernstgemeinte Debatte um Lohnunterschiede muss also gleichzeitig eine Debatte um Familienpolitik sein. Eine ‚Karriere als Mutter‘ ist nach Ansicht der AfD mindestens gleichwertig zu einer beruflichen Karriere. Ziel muss es unserer Ansicht nach sein, dass eine Mutterschaft keine Schlechterstellung bedeutet, sondern im Gegenteil, etwa mit der Anrechnung von Rentenpunkten oder einem Landeserziehungsgeld, eine finanzielle Wertschätzung erfolgt.”

Die AfD dreht also die Realität frech einfach um 180-Grad, um ihre Anti-Frauen-Propaganda zu verbreiten. Hast du schon mal jemanden sagen hören, dass Männer als “Arbeitskräfte abgestempelt” werden? Oder dass eine “Karriere als Vater” erstrebenswert ist? Die AfD kann oder will es sich einfach nicht vorstellen, dass Frauen selbst entscheiden, ob sie arbeiten gehen wollen, Kinder bekommen wollen, mit Kindern Vollzeit arbeiten wollen, oder in Teilzeit oder Mutterzeit gehen. Aber dazu gehört eben auch, dass Frauen all diese Möglichkeiten haben, unter den gleichen Voraussetzungen und unter derselben Behandlung, wie auch Männer sie genießen. Und eben, weil tradierte Geschlechterrollen immer noch so stark in unseren Köpfen verankert sind, sind es nun mal häufiger die Frauen, die mit der Familienplanung den Kürzeren ziehen.

Was Schneider-Gärtner da von sich gegeben hat, ist ein lupenreiner Whataboutismus. Sie tut so, als würden Feminist:innen keine Förderung der Rechte von Müttern wollen. Natürlich ist es wichtig, dass Mütter für ihre Care-Arbeit bezahlt werden und eine ordentliche Rente bekommen. Doch sie sollen es sich eben AUSSUCHEN können, ob sie Care-Arbeit übernehmen wollen oder nicht, und nicht in tradierte Rollen hineingedrängt werden. Die AfD bezeichnet die Freiheit als Zwang, und fordert den Zwang im Namen der Freiheit.

Du fragst dich jetzt vielleicht: “Alice Weidel ist doch aber eine Frau und sogar lesbisch, die muss doch, schon allein aus eigenem Interesse, gute Frauen- und Queerpolitik machen, oder?” Könnte man meinen. Doch blicken wir beispielsweise auch zu unseren europäischen Nachbarn, merken wir, dass Meloni (Italien) oder Le Pen (Frankreich) genauso rechtsextrem, und damit frauenfeindlich, sind wie ihre männlichen Kollegen.

Interessant ist jedoch, warum es oft Frauen sind, die Führungspositionen als Parteiaufsteigerinnen in rechten Parteien einnehmen und damit Sichtbarkeit erlangen. Katrin Degen, die zu Genderaspekten in Zusammenhang mit der (extremen) Rechten forscht, sagt dazu: „Sie funktionieren öffentlich als eine Art Token, mit denen man auf Kritik erwidern kann: Schaut doch, sogar Frauen sind gegen Feminismus.“

Sprich: Das ist nur ein weiterer Trick im Repertoire der rechten Lügen-Parteien, um dich vor ihren wahren Absichten zu blenden. Im Endeffekt dienen diese Frauen nur der heuchlerischen “Vielfaltsstrategie” von Rechtsaußen, um sich bewusst moderat zu geben und neue Wähler:innen abgreifen zu können. Die lesbische Alice Weidel macht Politik gegen ihre Interessen und das ist gewollt. Das Wahlprogramm der AfD, ihre gesicherte Rechtsextremität in einigen Bundesländern, die rechtsextremen Verdachtsfälle, die Nähe zu unzähligen Nazi-Gruppierungen, all dies ändert sich durch eine Frau an der Spitze nicht. Für den Großteil der Frauen würde die tatsächliche und nicht nur theoretische Gleichberechtigung in noch weitere Ferne rücken, käme die AfD an die Macht.

All jene Institutionen und Regelungen, die mühsam und über Jahre hinweg erkämpft wurden, um Frauen nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis zu mehr Gleichberechtigung zu verhelfen, möchte die AfD abschaffen. Dorn Nummer eins im rechten Auge: die Quotenregelung. Die AfD-Haltung dazu ist klar: Sie lehnt “Geschlechterquoten im Studium oder in der Arbeitswelt generell ab, da Quoten leistungsfeindlich und ungerecht [seien] und andere Benachteiligungen schaffen [würden]” (Grundsatzprogramm S. 55). 

Der Ex-AfD-Landtagsabgeordnete in Baden-Württemberg, Heiner Merz (aus der Partei 2020 ausgetreten) schrieb dazu in einer E-Mail:

„Quoten nützen übrigens nur unqualifizierten, dummen, faulen, hässlichen und widerwärtigen Frauen; die guten, bemühten und passend qualifizierten fanden und finden ihren Weg alleine.“

Ein Kommentar zu dieser Aussage erübrigt sich. Studien malen jedoch ein ganz anderes Bild: Quoten helfen Frauen. In Deutschland gibt es die gesetzliche Frauenquote für börsennotierte Unternehmen seit 2015. Damals wurde beschlossen, dass alle börsennotierten Unternehmen ab 2016 frei werdende Sitze im Aufsichtsrat an Frauen vergeben müssen. Und zwar so lange, bis 30 Prozent der Stellen mit einer Frau besetzt sind. Bis dahin gab es lediglich freiwillige Regelungen für Unternehmen, die jedoch, und das zeigt diese Studie, sehr wenig bringen.

Quelle

So steigen die Frauenanteile in den Spitzengremien von privatwirtschaftlichen Unternehmen deutlich schneller an, wenn es gesetzlich verankerte Geschlechterquoten mit Sanktionsregelungen gibt. Im untersuchten Zeitraum der Studie haben die in der Studie analysierten Länder mit gesetzlicher Quote den Frauenanteil in den Aufsichtsräten der größten börsennotierten Unternehmen knapp verfünffacht, während der Anteil in den Ländern ohne gesetzliche Quote nur von elf auf 17 Prozent gestiegen ist.  

Und mehr Frauen führen zu besserem ökonomischem Output. Ja richtig, Frauen helfen dabei, dass die Unternehmen mehr Profit machen. So kommt beispielsweise eine McKinsey-Studie zum Schluss, dass diejenigen Unternehmen erfolgreicher sind, die sowohl Männer als auch Frauen in ihren Chefetagen beschäftigen. Und auch diese Studie konnte zeigen, dass ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in Managementteams zu deutlich besseren Unternehmensergebnissen führt. Diversität ist nicht nur ein Gutmenschen-Feelgood-Projekt, sondern hat auch positive, reale Vorteile für alle.

Ginge es nach der AfD, würde also eine äußerst erfolgreiche und sogar gewinnbringende Regelung wieder abgeschafft werden. Und nicht nur die Frauenquote würde im Papierkorb landen. Kommt der Faschist Björn Höcke im September in Thüringen an die Macht, würde er das Thüringer Gleichstellungsgesetz abschaffen. 2013 eingeführt, zielt es darauf ab, “die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern in allen Bereichen des öffentlichen Lebens durch geeignete Maßnahmen zu fördern und zu sichern”. 

Seit geraumer Zeit versucht die AfD in den Landtagen der Bundesländer immer wieder, das Amt der Gleichstellungsbeauftragten abzuschaffen oder zu diskreditieren. Und auch die Gender-Studies-Lehrstühle an deutschen Universitäten will die AfD abschaffen (vgl. Grundsatzprogramm, Seite 55). Also genau die Lehrstühle, an denen zu Geschlechterrollen geforscht und gelehrt wird, und die dazu beitragen, dass wir als Gesellschaft mehr dafür sensibilisiert werden, welche Rollenbilder, die nicht auf dem Papier stehen, immer noch dazu beitragen, dass Männer und Frauen nicht gleich behandelt werden. Die Lehrstühle, die u.a. erforschen würden, ob Sachen wie eine Frauenquote überhaupt etwas bringen. Die AfD möchte halt lästige Fakten, und diejenigen, die sie erforschen, loswerden.

Die Verbotspartei AfD würde gern viele wichtige Forschungsprojekte stoppen, wie Forschungen gegen Krebs, Rheuma oder Alzheimer. Weil sie was mit “Gender” zu tun haben. Richtig gelesen. Die über 200 angeblichen Gender-Professuren, auf die sich die Partei bezieht, widmen sich zum Beispiel der Frage, warum Frauen häufiger Rheuma oder Demenz bekommen. Warum sie öfter Opfer von häuslicher Gewalt werden, besonders bei Frauen mit Behinderungen. Warum queere Menschen bei der Krebsvorsorge benachteiligt sind oder Frauen in Mathe schlechter unterrichtet werden. Es geht darum, wie man Kinder vom Rauchen abhält. Oder warum Pflegebedürftige sexuell missbraucht werden. All das sind Beispiele aus einer online verfügbaren Datenbank zu Projekten der Genderforschung – und all das würde die AfD gern stoppen. Warum es übrigens auch keine 200 “Gender”-Professuren sind und wie hier noch weiter getrickst wird, haben wir hier erläutert:

So verwundert es nicht, dass vor allem Frauen im Bundestag Anfeindungen und Sexismus ausgesetzt sind. Laut einer Spiegel-Umfrage aus dem Jahr 2021 unter Parlamentarierinnen ist die Frauenfeindlichkeit im Bundestag durch die AfD gestiegen. Natürlich kein Zufall. Die AfD steht Frauen, die Jobs haben, schon rein auf dem Papier mal, gelinde gesagt, kritisch gegenüber. Was dann in der Realität dabei herauskommt, beschreibt der Spiegel so:

“72 Prozent [der befragten Parlamentarierinnen, Anm. d. Red.] bejahten die Frage, ob sie Frauenfeindlichkeit innerhalb des Parlaments erlebten. Wenn eine Frau rede, werde der Lärmpegel höher, es werde gequatscht, laut und derb dazwischengerufen. Die weibliche Sitzungsleitung werde nicht begrüßt, Parlamentarierinnen würden ungefragt geduzt. Im Plenum und selbst in den kleineren Ausschüssen habe Sexismus und Antifeminismus eine neue Qualität erreicht, seit die AfD im Bundestag vertreten sei.”

Katja Suding (FDP, mittlerweile keine Bundestagsabgeordnete mehr) berichtete beispielsweise im Tagesspiegel

„Aus der AfD gibt es sowohl von Männern als auch von Frauen respektlose Kommentare zur Kleidung weiblicher Abgeordneter wie zum Beispiel ,Was hat die denn heute noch vor?‘ oder ,Die will es aber wissen’“. 

Eine Unionsabgeordnete, die anonym bleiben möchte, schreibt: „Auch die längst vergessen geglaubten ,lustigen Frauenwitze‘ werden wieder sorgloser zum Besten gegeben, ebenso die Infragestellung der fachlichen Qualität von Frauen in der Politik.“ Tabea Rößner (Grüne) berichtet von „persönlichen Angriffen, die unter die Gürtellinie gehen“, von Sätzen wie ,Die gehört in die Geschlossene‘ oder ,Geh doch zurück an den Herd‘.“

Weibliche AfD-Abgeordnete nahmen übrigens nicht an der Umfrage teil.

Die AfD ist einfach eine Bande von sexistischen Männern, die Frauen nicht respektieren und über ihre Köpfe hinweg für sie entscheiden wollen. Sie lachen dich offen aus, weil du eine Frau bist. Ehrlich gesagt will ich mir gar nicht vorstellen, was passieren könnte, wenn die Faschisten in den Bundesländern an die Macht kommen. Willst du, dass solche Männer über dich bestimmen können?

Anfang des Jahres machte eine Analyse der Financial Times Schlagzeilen, die offenbarte, wie stark die ideologische Kluft zwischen jungen Frauen im Vergleich zu jungen Männern aufgeht. Die Financial Times spricht sogar davon, dass es zwei Generationen innerhalb der Gen Z gäbe, da sich junge Männer und Frauen ideologisch so stark auseinander bewegten.

Financial Times 

In Bezug auf Deutschland gibt es Anzeichen dafür, dass mehr junge Männer nach rechts rücken, während das bei jungen Frauen nicht der Fall ist. In Deutschland scheinen einige junge Männer auf die Propaganda der AfD hereinzufallen, während viele Frauen erkennen, dass die AfD eine Gefahr für ihre Freiheiten darstellt.

Doch strukturelle Frauenfeindlichkeit ist nicht nur in Deutschland ein Problem. Frauen, die sich für Frauenrechte einsetzen, werden nicht nur von der AfD, sondern von rechtspopulistischen Parteien allgemein häufig zum Feindbild hochstilisiert. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen darüber hinaus, dass rechtspopulistische Parteien generell häufig strukturell misogyn sind. Sprich: Rechte verachten halt in der Regel Frauen.

Was kannst du tun? Ganz wichtig: wählen gehen. Wie brutal gefährlich es für dich als Frau werden kann, wenn deine Rechte durch rechte Männer beschnitten werden, sieht man gerade in den USA. Nutze deine Stimme und mach ein Kreuz bei einer Partei, die für deine Rechte eintritt und ermutige andere, das auch zu tun. 

Du kannst auch darüber aufklären, dort, wo es dir möglich ist. In deinem familiären Umfeld, in deinem Freundeskreis, in der Schule, an der Universität, am Arbeitsplatz. Gerade im Hinblick auf die Europawahl im Juni und die anstehenden Landtagswahlen im Herbst müssen die Menschen wissen, was die AfD wirklich mit uns vorhat und welche Rechte die AfD den Frauen wieder wegnehmen möchte. Du kannst dazu die Informationen aus diesem Artikel nehmen.

Artikelbild: Jessica Lichetzki/dpa

 

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