Die Mitglieder der extrem rechten Kleinstpartei „Der III. Weg“ beziehen sich positiv auf den Nationalsozialismus und fallen immer wieder durch Antisemitismus auf. Das findet Anklang bei Neonazis in ganz Deutschland. Die Partei könnte zu den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg im September 2024 zugelassen werden und damit ihre menschenfeindliche Ideologie noch weiter verbreiten.
Mit Infoständen und Verteilaktionen von Flugblättern, wie sie laut Website regelmäßig in verschiedenen Städten Deutschlands stattfinden, schaffen es die Neonazis auf sich und ihr Parteiprogramm aufmerksam zu machen und damit möglicherweise weitere Unterstützer*innen zu gewinnen. Wie der Tagesspiegel im Januar 2024 berichtete, scheint diese Strategie zumindest in Berlin aufzugehen: Die Partei bekommt zunehmend mehr Anhänger*innen.
Doch auch ohne Infostände macht „Der III. Weg“ auf ihr Parteiprogramm aufmerksam. Im eigenen Internet-Shop lassen sich zahlreiche Aufkleber bestellen, die zutiefst rechts, nationalistisch und menschenverachtend sind. Zwei davon zeigen etwa eine israelische Fahne mit Blutflecken, Israel sei ein Terrorstaat und „keine Solidarität mit Israel“ wird gefordert. Nicht selten kleben diese und andere Sticker der Partei auf Laternenmasten in der kompletten Bundesrepublik. So auch Ende 2023 in Berlin-Niederschöneweide, wie die Chronik der Berliner Register zeigt.
Die Symbolik der Blutflecken auf den Stickern spielt auch auf das antisemitische Bild des „Kindermörders“ an, demnach Jüdinnen*Juden das Blut von (christlichen) Kindern zum Backen verwenden würden. Diese Legende hält sich seit dem Mittelalter und wird teilweise sogar aktualisiert, indem dem Staat Israel unterstellt wird, er würde das Blut palästinensischer Kinder mit Absicht und Genugtuung vergießen.
Kurz nach dem 7. Oktober 2023 veröffentlichen die Neonazis eine Stellungnahme auf ihrer Website, in der es um den Entschließungsantrag geht, in dem sich der Bundestag erneut zum Existenzrechte Israels bekennt. Deutschland bezeichnet die Partei als „Besatzungsprovisorium“, genauso sei Israel von einer „Besatzerwillkür“ erschaffen worden. Schon in ihrem „10-Punkte-Programm“ beschreibt „Der III. Weg“, dass Deutschland größer als die BRD sei und wünscht sich damit ein Deutsches Reich zurück, wie es bis 1945 bestand. Daran angelehnt beschreibt die Partei, dass der „Anschluss der deutschen Ostgebiete“, also Teile Polens und Tschechiens, nicht ausreichen würde und „die Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit des Deutschen Reiches“ im Vordergrund stehe. Damit wünschen sie sich nicht nur die Politik vor 1945 zurück, sondern stilisieren sich als Opfer des Zweiten Weltkriegs, denen mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 Land genommen wurde.
Dass „Der Dritte Weg“ historische Fakten verdreht und für die eigene Agenda nutzt, zeigt sich auch in der Berichterstattung zum eigenen Gedenken an die Opfer der Bombardierung Dresdens 1945 oder im Rahmen des „Volkstrauertags“, der jährlich im November stattfindet. Bundesweit nutzen Neonazis diese beiden Daten, um an deutsche „Opfer“, Wehrmachtssoldaten und Unterstützer*innen des Naziregimes, zu erinnern. Im „10-Punkte-Programm“ behauptet die Partei, dass „dem Volk ein Schuldkult auferlegt“ würde, ein antisemitisches Narrativ, das sich seit Jahren in der extremen Rechten hält. Mit dem angeblichen „Schuldkult“ werde versucht, „das deutsche Volk“ kleinzuhalten, indem zum Beispiel Nationalstolz und Heimatliebe schlechtgeredet würden. Dieses Narrativ ignoriert, dass Nationalsozialist*innen während der Shoah sechs Millionen Jüdinnen*Juden entrechtet, verfolgt und ermordet haben und stellt das Gedenken daran als unnötig dar. Gleichzeitig geschieht eine Täter-Opfer-Umkehr, die zum Beispiel beim Gedenken an die Bombardierung Dresdens jährlich von Neonazis auf die Straße getragen wird.
Im Gegensatz zur AfD, die aufgrund der antisemitischen Reaktionen auf den 7. Oktober in Deutschland von „importiertem Antisemitismus“ spricht, sich mit Israel solidarisiert und – wie immer – den Antisemitismus in den eigenen Reihen ignoriert, distanziert sich „Der III. Weg“ deutlich und beschreibt Aussagen der AfD als „Liebdienerei“ vor Israel. Am Ende des Artikels fordert die Partei „keine Solidarität mit Israel und keinen Quadratmeter unseres Heimatbodens für mohammedanische Landnehmer“ und zeigt damit den eigenen antisemitischen, rassistischen und nationalistischen Standpunkt.
Schon vor dem 7. Oktober 2023 äußerte sich „Der III. Weg“ offen antisemitisch und rief beispielsweise 2021 unter der Überschrift „Was jeder gegen den zionistischen Völkermord tun kann“ zum Boykott israelischer Produkte auf. Der Boykott israelischer Produkte hat vor allem durch die BDS-Kampagne weltweit Aufwind bekommen, die Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen gegenüber Israel und damit auch gegenüber Jüdinnen*Juden fordert. In Deutschland wird die Kampagne, laut einer jüngst erschienenen Publikation des Bundesverbands RIAS, sowohl von Gruppierungen unterstützt, die zum arabisch-israelischen Konflikt arbeiten, als auch von sich selbst als links bezeichnenden Organisationen.
Einen Boykott israelischer Produkte fordern aber auch Neonazis vom III. Weg, da dies ihrer Meinung nach „nachhaltig wehtun“ würde. Die Partei gibt online Tipps und Tricks, wie sich dieser Boykott am besten umsetzen ließe. Historisch gesehen reiht sich der Boykottaufruf in nationalsozialistische Forderungen ein, nicht in jüdischen Geschäften zu kaufen und ist damit als rechte Kontinuität erkennbar.
Autorin: Maia Krüger. Dieser Beitrag erschien zuerst bei Belltower News. Artikelbild: PhilippJakob, shutterstock.com