Feels like 2010?

2009 fand in Dresden am Jahrestag der Bombardierung der Stadt, dem 13. Februar, die damals größte Nazidemonstration Europas statt. Ohne wirksamen Widerspruch zu erfahren, zogen mehr als 6.000 Nazis durch die sächsische Metropole – darunter ein damals noch unbekannter Björn -Höcke.

Nur ein Jahr später hatte sich das Bild grundlegend gewandelt. Weil ein breites antifaschistisches Bündnis unter dem Namen »Nazifrei! Dresden stellt sich quer« (Dresden Nazifrei) sich gefunden und Blockaden organisiert hatte. Eine Erfolgsgeschichte antifaschistischen Wirkens.

Einher mit dem langsamen Verschwinden von Dresden Nazifrei (offizielle Auflösung 2023) ging in den vergangenen Jahren das Wiedererstarken von Naziaktionen rund um den und am 13. Februar. Hinzu kamen neue Akteure wie die AfD. Widerstand gegen all das war zuletzt leider von wenig Erfolg geprägt.

2024 aber fühlt sich für mich nun wieder ein bisschen wie 2010 an. Bereits am 11. Februar verhinderten 5.000 Antifaschist*innen, mobilisiert von der Nazifrei-Nachfolgegruppe »Dresden Wi(e)dersetzen«, den Großaufmarsch der Nazis und blockierten deren Aufmarschstrecke weitestgehend. Am 13. Februar dann fanden sich mehr als 3.000 Menschen rund um den Altmarkt ein und blockierten alle Zugänge, um somit der AfD und anderen Nazis ihr Gedenken zu verhindern. Nur wenige Teilnehmer schafften es auf den Altmarkt.

Der rechte Mythos der angeblich unschuldigen Stadt existiert und wird weiter kolportiert, auch wenn er – Dank Dresden Nazifrei – lange nicht mehr so wirkmächtig ist wie noch vor 15 Jahren. Ihm zu widersprechen bleibt Aufgabe über das ganze Jahr. Für den 13. Februar selbst aber kann man guter Hoffnung sein, dass eine Entwicklung wie ab 2010 einsetzt. Kein Naziaufmarsch in Dresden im Februar – ein schönes Ziel.

Silvio Lang ist Landesvorsitzender der sächsischen VVN-BdA.

Die „antifa“ ist ein Magazin der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten). Darin gibt es alle zwei Monate von Analysen zum politischen Zeitgeschehen, über Recherche-Artikel zu rechten Gruppierungen und Aktivitäten, bis hin zum am Leben erhalten der Geschichte unserer Bewegung von allem etwas, um als Antifaschist:in auf dem Laufenden zu bleiben und sich politisch weiterzubilden.

 

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