Vor einigen Tagen stellte der DFB seine Trikots für die Fußball-Europameisterschaft vor. Eigentlich kein großes Thema – hätten sich nicht rechte Hater innerhalb weniger Stunden auf das pinke Auswärtstrikot eingeschossen. Nun meldet Adidas Rekordverkaufszahlen. Rechte Empörungsbubbles sind so vorhersehbar, dass der Konzern gezielt darauf setzte, mit dem Trikot in die Trends zu kommen. Und die Hater:innen im Netz fielen gleich tausendfach darauf herein.
Du hast es bestimmt mitbekommen: Am vergangenen Donnerstag stellten der DFB und der Ausrüster Adidas die Trikots für die Fußball-Europameisterschaft im Sommer vor. Während das Heimtrikot vor allem in Weiß designt ist, ist das Auswärtstrikot pink. Soweit so gut und eigentlich keine Schlagzeile wert, oder? Schließlich sind pinke Trikots im Fußball überhaupt nichts Neues.
2005 lief Tim Wiese für Werder Bremen in Pink auf, der Hamburger SV trug im Sommer 2016 ein pinkes Auswärtstrikot genauso wie in der Saison 2019/20. Auch der Fußballstar Lionel Messi trägt in seinem neuen Club Inter Miami pink. Der italienische Club US Palermo stattet seine Spieler regelmäßig mit pinken Trikots aus, auch andere Fußballstars der Vergangenheit, wie Alessandro Del Piero, Zinedine Zidane oder Cristiano Ronaldo trugen pink. Fun Fact: Schon 1898 spielte Juventus Turin in Pink! Und nein, das ist kein Zahlendreher.
Du siehst: Fußballspieler in Pink sind nichts Neues. Und ganz ehrlich: Wir schreiben das Jahr 2024, diskutieren wir wirklich immer noch darüber, welche Farben angeblich “feminin” und welche “maskulin” sind? Fest steht jedenfalls, dass sich rechte Hater im Netz so richtig auf das pinke Auswärtstrikot eingeschossen haben. Sie haben mal wieder ein neues Ventil gefunden, um ihrer homophoben, nationalistischen und rückschrittlichen Ideologie freien Lauf zu lassen. Hier einige Beispiele von selbsternannten Anti-Wokeness-Advokaten:
Auch der ehemalige FDP-Fraktionschef und ehemalige Landtagsvizepräsident in Nordrhein-Westfalen, Gerhard Papke, sieht die Freiheit und Vielfalt Deutschlands durch das pinke Trikot bedroht. So viel zur Freiheit, dass Fußballspieler nicht auf die Nationalfarben festgelegt sind.
Und die AfD toppt natürlich das Ausmaß an homophober Hetze, den der Launch des pinken Auswärtstrikots unter Rechten ausgelöst hat:
Halten wir also zunächst fest: Pinke Trikots gehören zum Fußball genauso dazu wie der Elfmeter. Rechte Hater suchen aber jede Gelegenheit, ihrer Homophobie freien Lauf zu lassen. Als ob es jedoch nicht schon peinlich genug wäre, sich von einem Trikot zur Weißglut treiben zu lassen, ist der rechte Fail aber noch größer als du denkst! Das Shirt legte den besten Verkaufsstart für ein deutsches Auswärtstrikot jemals hin. Laut Adidas-Sprecher haben die Reaktionen auf die Werbekampagne des Trikots die Erwartungen von Adidas übertroffen. Ein klares Indiz, dass die rechte Empörung über das pinke Trikot wohl erst so richtig für Reichweite gesorgt und damit dazu beigetragen hat, dass es zum Verkaufsschlager wurde.
Offenbar war dies aber nicht nur ein glücklicher Zufall – in ihrer blinden Wut ist den rechten Hatern nicht aufgefallen, dass all das eine geplante Marketing-Kampagne von Adidas war. Sogar so geplant, dass sie buchstäblich schon ein Werbevideo vorbereitet hatten, in dem sie auf die Hetzkampagne eingehen. Adidas war sich einfach so sicher, dass man Rechte einfach nur mit der Farbe Pink triggern kann, dass sie schon im Vorfeld extra Geld in ein viral gegangenes Video gesteckt haben. Beispielsweise sind Spieler in dem Video zu sehen, die aktuell nicht im DFB-Kader für die EM-Tests vor Ostern stehen. Hier kannst du das Adidas-Video sehen.
Subtil, aber eindeutig und gekonnt schlagfertig macht Adidas klar, dass sie mit einem rechten Shitstorm gerechnet haben. Auf einen Kommentar, in dem sich eine Person darüber lustig macht, dass Adidas das Video nur zur Rechtfertigung produziert habe, kommentiert Adidas: “Antizipation, nicht Rechtfertigung” mit einem Fingernagel-Lackieren-Emoji.
Klar ist natürlich auch: Du musst Pink nicht toll finden oder gar das Trikot kaufen, um dich gegen rechten Hass zu positionieren. Wenn du das Trikot nicht magst, macht dich das nicht automatisch zu einem Rechten. Aber es ist wichtig, darüber zu reden, wie stark rechte Hater alles, was sie in die Hände kriegen, instrumentalisieren, um ihre homophobe und menschenfeindliche Ideologie zu verbreiten.
Wir fassen zusammen: Rechte Hetze ist so lächerlich und vorhersehbar, dass Konzerne sie mittlerweile gezielt nutzen, um ihre Umsätze zu steigern. Wie peinlich ist das bitte? Bei aller Lächerlichkeit sollten wir aber nicht vergessen, dass rechte Hater durch ihre Hetze leider auch ganz akut das Leben und die Unversehrtheit von Menschen aufs Spiel setzen.
Die Gewalt gegen queere Menschen steigt seit Jahren an. Innerhalb von vier Jahren (zwischen 2018 und 2022) haben sich die Straftaten gegen queere Menschen um rund 200 Prozent erhöht. Die Hauptverantwortlichen für die Zunahme der Straftaten waren deutsche Rechte.
Du siehst: Rechte Ideologie trägt zum Hass auf queere Menschen bei und bringt deren Sicherheit zunehmend in Gefahr. Darüber sollten wir viel mehr reden und sensibilisieren.
Artikelbild: Boris Roessler/dpa